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100. Geburtstag von Bischof Sebastian Kräuter


Hundertjähriges Jubiläum der Geburt von Bischof Sebastian Kräuter

Das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen und der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ werden für den 22. Dezember 2022 einen Sonderbriefumschlag, versehen mit einem Sonderstempel herausgeben. Beide sind dem 100. Geburtstag von Bischof Sebastian Kräuter gewidmet. Die gesamte Post, die am 22. Dezember vom Postamt Reschitza 1 ausgeht, wird mit diesem Sonderstempel, genehmigt durch die Rumänische Post AG und durch den Philatelistischen Verband Rumäniens, versehen. Bischof Sebastian Kräuter war Ehrenmitglied des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza” ab dem 19. November 1997, Ehrenmitgliedschaft die ihm an diesem Datum anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Reschitzaer Kulturvereins, in der „Maria Schnee”-Pfarrkirche überreicht wurde.

 

Gedenktafel für drei große Söhne von Nitzkydorf

Vom 3.-4. August 2015 feierten die ehemaligen Nitzkydorfer und die jetzigen Nițchidorfer gemeinsam den 230. Geburtstag der Gemeinde. Groß wurde gefeiert! Musikalisch umrahmt wurde das Programm ganztags von der Musikkapelle Banater Schwaben Augsburg. Am ersten Tag fand der Großteil der Feierlichkeiten in der Schule statt, am Nachmittag stand ein Friedhofsbesuch auf dem Programm. Am zweiten Tag, am 4. August, wurde Kirchweih gefeiert. Mit dabei waren auch Hartmut Koschyk MdB, Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, und Peter-Dietmar Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben Deutschland und viele weitere Ehrengäste. Es gab viele rührende, bewegende Momente. Dazu zählt auch der Festgottesdienst, zelebriert von Nikola Lauš, Kanzleidirektor der Diözese Temeswar, Ortspfarrer Szilard Vodila und Claudiu Călin, Bistumshistoriker der Diözese Temeswar, und musikalisch umrahmt von Dr. Franz Metz (Orgel), Wilfried Michl (Bariton) und Joachim Fernbach (Violine). Einfach wunderbar, Gänsehautgefühl! Danach wurde an der alten teilsanierten katholischen Pfarrkirche eine von der HOG Nitzkydorf gestifteten zweisprachigen Gedenktafel für drei Nitzkyorfer, die einen entscheidenden Beitrag im Werdegang dieser Gemeinschaft und der Banater Schwaben geleistet haben, feierlich eingeweiht.

Geehrt wurden damit Msgr. Sebastian Kräuter (1922-2008), erster Bischof der Diözese Temeswar nach der Wende, dessen Bruder Msgr. Dr. theol. Franz Kräuter (1920-1986), Pfarrer und Bistumshistoriker und Dr. phil. Franz Kräuter (1885-1969), Politiker, Philologe und Lehrer. 

Rede der HOG-Vorsitzenden Dr. Hella Gerber bei der Gedenktafelenthüllung an der röm.kathol. Kirche Nitzkydorf, am 4. August 2015:


Msgr. Sebastian Kräuter (1922-2008)

Bischof der Temeschburger Diözese 1990-1999

Am 22. Dezember 1922 wurde Sebastian Kräuter in Nitzkydorf als Sohn des Kaufmanns Balthasar Kräuter und dessen Frau Katharina, geb. Nasz, geboren. Die Eltern hatten ansehlicher Feldbesitz. Die Vorfahren väterlicherseits stammten aus dem pfälzischen Hauenstein und kamen 1785 nach Nizkydorf (Kräuter Vorfahre Josef).

Nach der Volksschule in Nitzkydorf besuchte er von 1934-1942 Knabenlyzeum „Banatia“ bzw. „Prinz Eugen“ Schule in Temeschburg. Juni 1942 hat er das Abitur abgelegt.

Sebastian Kräuter wollte nach Rom zum Studium. Die Aufnahme ins Germanicum erhielt er, aber keine rumänischen Pass. So folgte von 1942-1946 Theologiestudium im Temeschburger Priesterseminar. Am 2.Juni 1946 erhielt er die Priesterweihe durch Bischof Augustin Pacha in der Domkirche in Temeschburg. Es waren die letzten Priesterweihen im Banat vor der Machtübernahme durch die Kommunisten in Rumänien.

Als der Neupriester in seinem Geburtsort die erste Messe feierte, fehlten zwei der Brüder: Balthasar war in Gefangenschaft und Mathias im „Arbeitsdienst“ in der Sowjetunion.

Die erste und einzige Stelle des Neugeweihten war bis zu seiner Ernennung in das Amt des Ordinarius, die Diözese Jahrmarkt: dort war er von Oktober 1946- 1983, anfangs als Kaplan, nach dem Tod des dortigen Seelsorgers Erzdechant Nikolaus Anton 1964, als Seelsorger.

19. Mai 1971 wurde er zum geistlichen Rat berufen.

Als Examinator Prosynodalis war er langjährig für das Ordinariat tätig. Nach dem plötzlichen Ableben des Ordinarius Konrad Kernweiss wurde der Jahrmarkter Dechant Msgr. Sebastian Kräuter im September 1983 zum Ordinarius „Substitutus ad Nutum Sancti Sedis“ der Temeswarer Diözese berufen.

Nach 40-jähriger Sedivakanz wurde Sebastian Kräuter 1990 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof „Episcopus Timisoarensis“- des Bistums Timisoara ernannt. Am 28. April 1990 weihten der Vertreter des Heiligen Vaters, Kardinal Erzbischof Angelo Sodano, der Erzbischof von Bukarest Ioan Robu und der Temeswarer Titular-Erzbischof Dr. Adalbert Boros Ordinarius Sebastian Kräuter zum Temeswarer Diözesanbischof,als der 92. Nachfolger des Heiligen Gerhardus im Bistum Cenad- Timisoara (Tschanad-Temeswar). Für die Banater Katholiken war es der größte Festtag in der Nachkriegszeit.

Luzian Geier schrieb damals in der „Neuen Banater Zeitung“ u.a. folgendes: „Wer hierzulande gegenwärtig ein Amt antritt weiß, dass er ein schweres Erbe, ergo eine besonders große Verantwortung übernimmt. Die allgemeine Misere und Krise der letzten Jahrzehnte haben in allen Lebensbereichen Wunden, Narben und nicht wieder gut machbare Schäden hinterlassen. Für die katholische Kirche im Land war die Zeit der kommunistischen Diktatur ein Leidensweg, es gilt für die Banater Diözese ein großes Aufbauwerk einzuleiten. Ihr steht nun als Oberhirte Bischof Kräuter vor, der heute im Dom innerhalb einer großen Feier geweiht wird. Es ist für die Banater Katholiken ein Jahrhundertfest.“

Es war die 6. Bischofsweihe in der fast tausendjährigen Geschichte des Bistums Temeswar im Banat.1999 trat er aus gesundheitlichen Gründen zurück, er überreichte persönlich den Hirtenstab an seinen Nachfolger, Seine Exzellenz Bischof Martin Roos.

Für die Nitzkydorfer ist er „Unser Bischof“. Balthasar Schmadl, ein Freund, schrieb im Nitzkydorfer Heimatbuch: „Bedenkt man, dass die ersten Generationen unserer Ahnen sehr kindereich waren - 10 und mehr Nachkommen waren keine Seltenheit - durch welche eine Verwandtschaft in den Seitenlinien begründet wird, so darf man feststellen das Sebastian Kräuter (wie seine drei Brüder) seiner Abstammung nach in direkter und,- noch vielfacher,- in den Seitenlinien mit einem großen Teil, wenn nicht gar mit allen Einwohnern Nitzkydorfs verwandt oder verschwägert, also ein Erz-Nitzkydorfer ist und wir ihn deshalb als unsren Bischof bezeichnen dürfen.

Aber nicht nur mit Leib und Blut, sondern auch mit der Seele ist er ein Nitzkydorfer. (...) Wir meinen hier mit der Seele, Wesensart, Charakter, Persönlichkeit des Menschen. Diese wird in der frühen Kindheit und Jugend geprägt fürs ganze Leben. Vom Tag der Geburt bis zum Antritt der ersten Kaplanstelle in Jahrmarkt war aber Nitzkydorf der Mittelpunkt seines Lebens: das Haus mit dem Geschäft der Eltern (Nr.59), die Nachbarschaft in der Vorderschgass, die Schule, die Ministrantenzeit- diese vor allem, denn Sebastian war früh, schon als Ministrant zum Priesterberuf entschlossen das vielfältige Leben im bäuerlichen Dorf, die kräftige unverdorbene Mundart, Sitten, Brauchtum der Einwohner , das bewusste Erleben des kirchlichen und weltlichen Jahres mit allen Festen und Feierlichkeiten, der Freundeskreis der Jugend: dieses dörfliche intensive Heimaterleben, in friedlicher Zeit, ohne Konflikte, Not und Katastrophen, war die Welt seiner ersten Selbsterfahrung, seines seelischen und geistigen Wachsens und der Begegnung mit den Menschen. Vielleicht bildet dies alles zusammen mit seinem ursprünglichen sicher von Gnade bestimmten, unerschüttlichen Gottesglauben das Fundament seiner harmonischen, ausgeglichenen, positiven Persönlichkeit, deren sanftes priesterliches Charisma jeder verspürt, der dem Bischof, unserem Bischof, heute begegnet“.

Nach dem Verschwinden des Eisernen Vorhangs, erhielt der Bischof zahlreiche Einladungen zu Kongressen und Synoden, er kam so in der Welt herum. Zweimal feierte er bei den Heimattreffen der HOG Nitzkydorf in Augsburg mit seinen Landsleuten den Gottesdienst. Gerne erinnern sie sich noch heute an seine beeindruckende Predigt. Seine lauten Worte erschallten in der Kirche und erreichten die Herzen seiner Landsleute.

Am 29. Januar 2008 verstarb Bischof Sebastian Kräuter in Temeswar, beigesetzt wurde er am 1. 2008 Februar in der Krypta des Domes von Temeswar.


 




22.12.2022: In tiefster Dankbarkeit und Liebe gedenken wir heute unserem Bischof, Sebastian Kräuter, der vor 100 Jahren in der Gemeinde Nitzkydorf geboren wurde.

 

Der Vorstand der HOG Nitzkydorf