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HOG-Banatreise 2018, Teil 3 |
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Einmalige Erlebnisse − bleibende Eindrücke Eine Reise
wird lange im Voraus geplant, eine große Reise bedarf einer besonders langen
und gründlichen Planung. Viele waren zu der von der Heimatortsgemeinschaft
Nitzkydorf organisierten Banat-Reise angemeldet, noch mehr kamen dazu, sodass
eine Rekordteilnehmerzahl erreicht wurde. Eines war von Anfang an sicher:
Angesichts des dichtgedrängten Programms werden es lange, zum Teil auch
anstrengende Tage mit vielen Erlebnissen und unvergesslichen Eindrücken. Für einen
Teil der Reisegruppe ging es von Augsburg aus mit einem Bus des
Reiseunternehmens Feil los. Nach einer Nachtfahrt gab es zunächst ein
ausgiebiges Frühstück im Schwabenhaus in Alexanderhausen, wonach die Reise
nach Temeswar fortgesetzt wurde. Das Hotel Continental diente als Unterkunft. Kaum in
Temeswar angekommen, fuhr ein Teil der Reisegruppe gleich weiter nach Nitzkydorf
zum Empfang und Treffen mit den Teilnehmern der von Dr. Florian Kührer-Wielach,
Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der
LMU München, geleiteten Studienexkursion „Auf den Spuren der Donauschwaben“
– eine große Ehre für uns und für Nitzkydorf. Außerdem standen in
Nitzkydorf noch Arbeiten für das bevorstehende Kulturereignis an: Peter Krier
und Helmut Kierer freuten sich über Hilfe beim Aufbau der Ausstellung
„Bilderwelt des Malers Franz Ferch“, die bis zum 24. August zu besichtigen
war. Ein Teil der Frauen begab sich zur Familie der Vortänzerin, wo
Rosmarinstrauß und Kirchweihhüte geschmückt werden mussten. Für die
Studiengruppe gestalteten HOG und Schule ein kleines „Vorsymposium“ zum
Kulturerbe der Banater Schwaben unter Teilnahme des aus Nitzkydorf gebürtigen
Schriftstellers Balthasar Waitz (der bei seiner Lesung aus seinem neuesten Roman
„Das rote Akkordeon“ von Inge Stöckl an einem roten Akkordeon begleitet
wurde) sowie von Cosmin Baloy vom Internetportal „Fantasticul Banat“, Lehrer
Tiberiu Buhnă-Dariciuc, Fotograf Alex Zarin und der HOG-Vorsitzenden Dr.
Hella Gerber. In der Schule wurden Schulmuseum, das auch Dokumente von
Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller beherbergt, Ausstellungen und die
Schulbibliothek „Balthasar Waitz“ besichtigt. Ein Spaziergang durchs Dorf
schloss sich an. In der römisch-katholischen Kirche konnten sich die Gäste aus
Deutschland und Österreich vom Klang der neu renovierten Orgel überzeugen. In
Gegenwart der Neuarader Restauratoren Andrei Sas und Otto Bertoti kamen sie
sozusagen in den Genuss einer exklusiven Vorpremiere. Bei Hildegard Anghelaş,
der Vorsitzenden des Nitzkydorfer Deutschen Forums und Mutter der diesjährigen
Vortänzerin, wurden Kirchweihstrauß und Kirchweihhüte bewundert, es gab
Kirchweihkuchen und „Vişinată“. „Jetzt sin me dehem“, so zwei
Banater Teilnehmer der Studienexkursion. Weiter führte der Spaziergang zum
Geburtshaus der Schriftstellerin Herta Müller. Ein Treffen mit Bürgermeister Dănuț
Drăghici, ein leckeres Abendessen im „Cămin“, vorbereitet von
einem Team um Schuldirektorin Adelina Briscan, mit gemütlichem Beisammensein,
beendeten den ersten Reisetag. Am 2. August
wohnte die Nitzkydorfer Reisegruppe mit großer Freude der Deutschen Wallfahrt
in Maria Radna bei. Die HOG Nitzkydorf war auch mit einer Fahnenabordnung
vertreten. Die Musikkapelle der Banater Schwaben Augsburg unter der Leitung von
Werner Zippel trug zur musikalischen Umrahmung des die Herzen berührenden
Pontifikalamtes mit Bischof Martin Roos sowie der beeindruckenden
Kreuzwegandacht mit Domherr Andreas Reinholz und Pfarrer Robert Dürbach bei. Es
war so schön, so rührend! Und immer wieder die Begegnungen, die das Leben so
bereichern. Dankbar und im Glauben gestärkt ging es zurück nach Temeswar. Dort
traf am Abend ein weiterer großer Teil der Reisegruppe ein: die Biberacher
Gruppe mit dem Frauenchor FiS aus Rißegg, für den die Banat-Reise eine
Premiere darstellte. Initiatorin und Hauptorganisatorin dieser Reise war
Chormitglied Hannelore Seidl, eine Nitzkydorferin, ehemalige Sängerin der
Nitzkydorfer Musikkapelle „Rot & Schwarz“. Der dritte
und vierte Tag der Reise waren dem alles überragenden Kulturereignis in
Nitzkydorf „Banatschwäbische Kulturwerte im Reigen der Zeit – neue
Impulse“ gewidmet, worüber in der „Banater Post“ bereits ausführlich
berichtet wurde. Den
Reiseteilnehmer wurde schon einiges abverlangt an Ausdauer. Nach den zwei
wunderbaren Tagen in Nitzkydorf ging es weiter ins Banater Bergland, nach
Reschitza und Wolfsberg. Zu der ehemaligen Industriestadt Reschitza hatte
Nitzkydorf schon immer gute Verbindungen, haben doch viele Nitzkydorfer dort
gearbeitet und später auch gewohnt. Eigentlicher Anlass der Reise nach
Reschitza war aber die Verabschiedung des zum Bischof der Diözese Temeswar
ernannten Reschitzaer Pfarrers und Erzdechanten des Banater Berglands, József
Csaba Pál. „In Nitzkydorf wurde bei und nach den Sonntagsgottesdiensten in
der Zeit viel geweint“, erinnerte sich der Geistliche, der als junger Pfarrer
zwei Jahre, von 1985 bis 1987, in Nitzkydorf gedient hatte. Am 5. August 2018
hat Reschitza geweint beim Abschiedsgottesdienst für József Csaba Pál, der
fast 31 Jahre lang als Seelsorger in der Pfarrei Maria Schnee tätig war. Mit
großer Freude und Dankbarkeit haben die Nitzkydorfer auf Einladung des
Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen Erwin Josef
Ţigla dieser bewegenden Feier beigewohnt. Für die Musikkapelle der Banater
Schwaben Augsburg – mit Gerhard Hipp, Josef Gion und Doru Hackmann waren auch
drei Nitzkydorfer Musikanten dabei – war es eine besondere Ehre, die
Abschiedsmesse von Pfarrer József Csaba Pál musikalisch zu umrahmen. Anschließend
gab es in Wolfsberg ein traditionelles Mittagessen für die mehr als 100
Personen umfassende Reisegruppe. Und auch hier kam es zu unvergesslichen
Begegnungen, die den Aufenthalt in dem malerischen Bergdorf zu einem besonderen
Ereignis werden ließen. So führte Helmut Kierer die Gruppe durch das
Heimatmuseum. An jenem Sonntag wurde in Wolfsberg ein Denkmal zur Erinnerung an
die Russlanddeportierten enthüllt, umrahmt von einem wunderbaren Programm, Zum
Abschluss der Feier spielte die Augsburger Kapelle den Hymnus „Großer Gott,
wir loben Dich“. Die Reiseteilnehmer staunten, dass so viele ihre Häuser
wieder instandsetzen und die Ferien mit der ganzen Familie dort verbringen. Auch
für die Nitzkydorfer war Wolfsberg einst ein beliebter Ferienort. Zum Abschluss
des Tages war die Gruppe Gast bei Gerlinde und Helmut Kierer, die für beste
Bewirtung sorgten. Von der Blaskapelle gab es ein musikalisches Ständchen. Am 6. August
stand in Temeswar ein historisches Ereignis an: die Weihe des neuen Bischofs der
römisch-katholischen Diözese Temeswar, József Csaba Pál, im Dom zu Temeswar.
Während eine Abordnung der HOG Nitzkydorf an diesen überwältigenden
Feierlichkeiten teilnahm, erkundete ein Teil der Reisegruppe bei einer
Stadtrundfahrt die Banater Hauptstadt. Am Nachmittag
ging es dann mit zwei Reisebussen nach Bad Busiasch. Organisiert hatte diesen
Besuch der Biberacher Herbert Zirk, ein Banater mit Busiascher und Nitzkydorfer
Wurzeln. In der neu renovierten Kollonade im Busiascher Park wurden die Gäste
vom Bürgermeister der Stadt Sorin Munteanu empfangen, der extra seinen Urlaub
dafür unterbrochen hatte. Bei den Kollonaden gaben der Frauenchor FiS aus
Biberach-Rißegg unter der Leitung von Monika Lessmeister, dem auch zwei
Mitglieder mit Busiascher Wurzeln angehören, und die Musikkapelle der Banater
Schwaben Augsburg ein Konzert. Mit einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant
„La Avion“ und einem gemütlichen Beisammensein endete der letzte gemeinsame
Abend. Am
darauffolgenden Tag hieß es Abschied nehmen. Um die Mittagszeit wurde die
Biberacher Gruppe verabschiedet, die vom Hotel Continental aus die Heimreise
antrat. Für die HOG-Reisegruppe führte die Heimreise wieder über
Alexanderhausen, wo es ein Abschieds-Abendessen im Schwabenhaus gab. Dr. Hella
Gerber
Erschienen in
der Banater Post, Nummer 22, 20.November 2018.
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