|
||
„Banatschwäbische Kulturwerte im Reigen der Zeit – neue Impulse“ |
||
Kulturereignis in Nitzkydorf verband
Geschichte und Gegenwart Von: Ștefana Ciortea-Neamțiu Mittwoch, 08.
August 2018 Banater
Zeitung-Temeswar Eine Ortstafel
mit deutscher Aufschrift hat die Gemeinde Nitzkydorf im Kreis Temesch seit
Freitag. Dies hatte Dr. Hella Gerber, die Vorsitzende der HOG Nitzkydorf im
letzten Jahr beim Symposium angeregt, jetzt war es soweit: Bürgermeister Dănuț
Drăghici und Hella Gerber haben die Ortstafel enthüllt (siehe Foto). Dabei
waren der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț, der DFDB-Vorsitzende Dr. Johann
Fernbach, der Vorsitzende des DFBD Erwin Josef Țigla, gebürtige
Nitzkydorfer, die ihre alte Heimat besucht haben, sowie jetzige
Gemeindebewohner. Zu diesem Anlass hat die Musikkapelle Banater Schwaben
Augsburg, Dirigent Werner Zippel, gespielt und der Frauenchor aus
Biberach/Risegg FIS unter der Leitung von Monika Lessmeister mehrere Lieder
gesungen. „Nichts ist vergangen, nichts ist
verloren!“ Die Worte stammen von unserem BZ-Kollegen Balthasar Waitz und diese
haben die Veranstalter zum Motto des diesjährigen Kulturereignisses in
Nitzkydorf gewählt, das am Wochenende stattgefunden hat: Symposium zum
Kulturerbe, Gendenken, Konzert, Kirchweih und Geselligkeit gehörten dazu und
alles stand im Licht des Schlagwortes „Begegnung“. Die Veranstaltungsreihe
wurde von der HOG Nitzkydorf, der hiesigen Filiale des Demokratischen Forums der
Deutschen aus dem Banat sowie von der Gemeinde (Rathaus und Schule) organisiert. Empfangen wurden die aus Deutschland
angereisten Gäste durch den Bürgermeister Dănuț Drăghici am
Dorfrand, wo die deutsche Ortstafel eingeweiht wurde, die, wie Dr. Hella Gerber,
die Vorsitzende der HOG Nitzkydorf erklärte, „2017 eine Vision war, 2018 eine
Realität wurde“. Zu Fuß sind dann die Teilnehmer in die Gemeinde marschiert. Im Schulhof sind die feierlichen Reden
gehalten worden, wobei Bürgermeister Drăghici die Teilnehmer „willkommen
zu Hause bei Ihnen“ geheißen hat, ebenso die Schulleiterin Adelina Briscan. „Vor drei Jahren war auch der Schulhof
voll“, erinnerte Dr. Hella Gerber in ihrer Rede an die 230-Jahre-Feier der
Gemeinde: „Nach der erfolgreichen gemeinsamen 230-Jahr-Feier, der jetzigen und
der ehemaligen Bewohner, im Jahre 2015, wurde das Interesse an gemeinsamen
Veranstaltungen geweckt. Die Bewahrung und Bekanntmachung des banatschwäbischen
Kulturerbes sind in den Mittelpunkt gerückt. Es entstand und es entsteht Neues.
Neue Freunde wurden gefunden. Die Welt hat sich verändert, auch Nitzkydorf hat
sich verändert. Für das banatschwäbische Kulturerbe gibt es neue Impulse“.
Diesen Worten schloss sich Hildegard Anghelaș, die Vorsitzende der im
Herbst 2017 gegründeten Ortsfiliale Nitzkydorf des DFDB an, die vom Stolz
sprach, die Tradition weiterzuführen. Als Ehrengast hatte der DFDR-Abgeordnete
Ovidiu Ganț das Wort, der über die exzellente Zusammenarbeit der drei
Organisatoren sprach und dem Bürgermeister und dem Gemeinderat für die
deutsche Ortstafel dankte, als „ein Zeichen der Normalität, im Banat“, aber
auch als „eine elegante politische Geste, die aber nicht unbedingt allgemein gültig
ist und gerade dieser Tage einige Diskussionen hervorruft, die absurd sind“. Das alte Schulgebäude wurde nach dieser
feierlichen Eröffnung das Zentrum der Veranstaltungen: Zunächst erfolgte die
Schenkung der Privatbibliotheken der Temeswarer Schriftsteller Annemarie
Podlipny-Hehn und Constantin Gurău an die Schulbibliothek „Balthasar
Waitz“. Schriftsteller Lucian Alexiu sprach über die Bedeutung dieses
Nachlasses. Danach wurde die Ausstellung
„Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch“ eröffnet. Initiator und
Organisator Peter Krier sprach in seiner Rede über den Werdegang von Franz
Ferch und die Etappen seines künstlerischen Schaffens, über die Begegnung mit
Käthe Kollwitz und den sozialen Anstrich, den seine Kunst dann stets hatte, über
das Haus an der Marosch und die dortige Landschaft, über die Bilder, die das
Dorfleben festhalten, über die Porträts und über die Distelbilder, die
Erinnerung des Malers an das Banat. Eine zweite Ausstellung, eine
Dokumentationsausstellung, widmete sich dem Schriftsteller Alexander Tietz und
seiner Welt und wurde von Erwin Josef Țigla zusammengestellt. Eine
Fotoausstellung von Alex Zarin ließ Dorfimpressionen noch einmal Revue
passieren: die Störche auf den Dächern oder die Brunnen in Nitzkydorf. Am Nachmittag wurde sich die
Veranstaltungsreihe mit dem dritten Symposium zum Kulturerbe der Banater
Schwaben fortgesetzt, das von Dr. Hella Gerber und Tiberiu Buhnă-Dariciuc,
Rumänischlehrer an der Schule in Nitzkydorf, eingeleitet wurde. Dr. Annemarie
Podlipny-Hehn sprach über „Franz Ferch und die Heimat, die Banater
Landschaft“, dessen Kunst „dem engeren heimatlichen Lebensraum entsprungen
ist und das Verständnis des Malers für seine Landsleute ausstrahlt“.
Balthasar Waitz sprach über Constantin Gurăus Werk „Stratul de ozon“,
das 2017 unter der Betreuung von Dr. Annemarie Podlipny-Hehn im Verlag
„Cosmopolitan Art“ erschienen ist. Erwin Josef Țigla referierte über
Alexander Tietz, dessen 120. Geburtstag und 40. Todestag sich jähren. Anschließend
überreichte er die Ehrenmedaillen „Alexander Tietz“ des DFBD an Dr. Hella
Gerber, Tiberiu Buhnă-Dariciuc und Balthasar Waitz. Über „Ein Leben mit
Terzen. Das dörfliche Musikleben bei den Banater Schwaben“ referierte Dr.
Franz Metz, der durch Beispiele belegte, was er als Kernaussage formulierte:
„Die Terzen waren unseren Landsleuten in die Gene gelegt“. Im Anschluss las
Balthasar Waitz aus seinem Roman „Das rote Akkordeon“ vor und ließ die
Banater Dorfwelt von vor einigen Jahrzehnten wiederaufleben. Begleitet wurde er
– an einem roten Akkordeon – von Ingeborg Stöckl. Nach dem Symposium gingen die Teilnehmer
in einer Prozession zum Friedhof, wo die renovierte Friedhofskapelle eingeweiht
wurde. Hervorgehoben wurde, dass die Familien Schmadl und Stöckl für diese
sowie für die Renovierung des Gebäudes des Totenwagens gespendet haben. Die
Totengedenkfeier wurde von Pfarrer Robert Dürbach (Uhingen) gehalten und von
der Musikkapelle Banater Schwaben Augsburg begleitet. Festlicher konnte der Tag nicht
ausklingen als mit den Tönen der restaurierten Orgel: das Konzert in der
Dorfkirche, bei dem einige der besten zeitgenössischen Musiker im Banat oder
die aus dem Banat stammen mitgewirkt haben: Dr. Franz Metz (Orgel), Alexandra
Guțu (Cello), Dr. Johann Fernbach (Violine) sowie Wilfried Michl (Bariton).
Zum Schluss erklang der Frauenchor aus Biberach/Rissegg. Am nächsten Tag war die Kirchweih
angesagt. Darauf kommen wir in unserer nächsten Ausgabe zurück. |