Die sozialen Verhältnisse unter der Diktaturherrschaft |
||
„Es kommt doch öfters mal vor, das im Garten ein Baum seine Blätter verliert und auszusterben scheint, doch dann treibt er neue Triebe und bricht das Leben von neuem aus ihm hervor.“ Es schien auch bei uns in Nitzkydorf als kämen bessere Zeiten. Zwar hat man uns das Vermögen enteignet aber im Jahre 1956 erhielten wir wieder wenigstens unsere Häuser zurück. Man „krempelte“ die Arme auf und ging mit großem Eifer daran sich neue Häuser zu bauen oder die alten umzugestalten. Kaum blieb ein Haus wie es in den Vorkriegsjahren war, weil kein Vieh bzw. kaum noch jemand Pferde oder Kühe hatte. Die Stallungen wurden zu Küchen umgebaut und auch noch Sommerküchen hinzu gebaut. Die Schweineställe verlagerte man in den hinteren Teil des Hofes bzw. an das Hausende. Der Hof wurde abgeteilt durch einen schönen Zaun, da man jetzt im Vorderhof Blumen und Weintrauben hatte, hingegen der Hinterteil des Hofes war für das Geflügel geblieben. Zugleich hatte man den Garten vergrößert, weil eben kein „Krautgarten“ mehr vorhanden war. Kaum fehlten das Radio, Waschmaschine oder sonstige Elektrogeräte. Es gab auch schon in einigen Häusern Badezimmer. Im Jahre 1960, tauchte das erste Fernsehgerät von meiner Wenigkeit gekauft im Dorf auf, obzwar man damals noch nicht an Bukarest angeschlossen war, verfolgte ich die Sendungen vom damaligen Jugoslawien. In den Jahren 1965-1970, wurde die Nitzkydorfer Schule um vier Räumlichkeiten vergrößert. In diesen Jahren wurde auch ein neues großes Kulturheim gebaut. Doch es sollte leider in den darauffolgenden Jahren ganz anders werden, das heißt die „Herrlichkeit“ dauerte nur kurze Zeit und hat sich in Melancholie- Schwermütigkeit verwandelt. Die sozialen Verhältnisse wurden erdrückend, die totale Enteignung von Vermögen nach dem zweiten Weltkrieg, brachten allen schwere Prüfungen und Heimsuchungen, zwangen die Menschen zu hartem Widerstand gegen Not, Elend und Unterdrückung. Es waren viele schmerzliche Einschnitte im Schicksal jeder Generation und Familie gewesen, Ereignisse die tiefe Spuren im Bewusstsein dieser Menschen vor uns hinterlassen, selbst meiner Generation blieb nichts erspart, im Gegenteil. Ich zum Beispiel wurde mit 16 Jahren nach Russland verschleppt und musste mit einem Gewicht von 46 Kg in der Kohlengrube „Untertags“ arbeiten. Wegen diesen erdrückenden sozialen Verhältnisse ist die Zahl der Einwohner Nitzkydorf‘s im Jahre 1987, bis auf 327 Personen, von einst 2069 Einwohner geschrumpft. Und die Zahl der Deutschen ist in den kommenden Jahren weiter zurückgegangen. Was wäre wenn diese Auswanderung vor über 200 Jahren nicht gewesen wäre? Wohl hatte es dann keinen „Ich oder Du“ gegeben...
P.Schrameck Nitzkydorf/Augsburg
|
|